Die OÖ. Landesausstellung 2004 war die erste grenzüberschreitende Landesausstellung und wurde gemeinsam mit dem Landratsamt Passau und der Kulturverwaltung der Stadt Passau veranstaltet. Vier benachbarte Ausstellungsorte, Schärding und Stift Reichersberg (Oberösterreich) sowie die Veste Oberhaus zu Passau und das niederbayerische Kloster Asbach/Rottal (Bayern), präsentierten die gemeinsame kulturelle und soziale Identität der Menschen zu beiden Seiten des Inns, ihre Wurzeln und ihre Lebensweise. Der zeitliche Bogen der Ausstellung spannte sich vom frühen Mittelalter bis zum Frieden von Teschen im Jahre 1779, mit dem unter der Regentschaft Maria Theresias der bayerische Erbfolgekrieg zu Ende ging und das Innviertel zu Österreich kam.
Die Idee zur Durchführung einer grenzüberschreitenden Landesausstellung im Innviertel und in Niederbayern ging zurück auf die Zeit des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union, also auf das Jahr 1995. Damals wurden Bayern und Oberösterreich, die stets enge kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen unterhielten, zu Nachbarn im gemeinsamen Haus Europa. Als idealer Zeitpunkt erwies sich das Jahr 2004, denn die Landesausstellung verstand sich nicht nur als länderübergreifendes kulturelles und touristisches Leitprojekt, sie war - gerade vor dem Hintergrund des Beitritts von zehn weiteren Ländern Ostmitteleuropas zur Europäischen Union im Jahre 2004 – ein international beachtetes Beispiel gut nachbarschaftlicher Zusammenarbeit.
Die Schauplätze der grenzüberschreitenden Landesausstellung:
Oberösterreich:
Augustiner Chorherren Stift Reichersberg - Bauern, drent und herent
Seit mehr als zwei Jahrhunderten bildet der Inn in seinem Unterlauf den Grenzfluss zwischen Bayern und Österreich. Doch der Fluss ist nicht nur Grenze, er ist gleichzeitig auch die Lebensader einer ganzen Region. Beiderseits des Flusslaufes entwickelte sich durch die Geschichte hindurch eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die geprägt ist von typisch bäuerlichen Wirtschaftsformen. In einem faszinierenden Rundgang durch die bisher nicht zugänglichen barocken Kellerräume des Klosters konnten die Besucherinnen und Besucher eintauchen in die bäuerliche Welt der Vorfahren und so mehr über die Menschen bei ihrer Arbeit, die großteils vom Wechsel der Jahreszeiten bestimmt wird, und ihren Alltag, erfahren. Die Menschen am Inn wussten trotz ihrer Ängste und Nöte auch zu feiern.
Ensemble Schlossgasse in Schärding - Stadt. Menschen. Leben.
Das Leben in der Stadt unterschied sich immer schon vom Leben auf dem Lande: In der Stadt herrschte Freizügigkeit und Mobilität. Die von den Bürgerinnen und Bürger eingesetzten Behörden kontrollierten und dirigierten das Gemeinwesen. In der Stadt konnte man sein Glück machen oder auch am Galgen enden! Die Städte waren blühende Zentren für Handel, Gewerbe, Kultur und Kunst. In ihren Mauern wusste man zu leben und zu feiern. In Kriegszeiten heiß umkämpft, waren sie oftmals Ausgangspunkt für verheerende Seuchen.
Vom Mittelalter bis zur Neuzeit galt die Stadt als Mikrokosmos. Kaum ein anderer Ort war besser geeignet, das urbane Leben zu präsentierten, als die historische Barockstadt Schärding am Inn. Bei einem spannenden Rundgang durch die Lebenswelt der Städte einer längst vergangenen Epoche konnten die Besucherinnen und Besucher dieses faszinierende Projekt der grenzenlosen Landesausstellung 2004 erleben.